Island

Von all den Plätzen, die ich bisher gesehen habe, ist Island mein persönlicher Favorit. Und ich kann noch nicht einmal genau sagen, warum?

Das erste Mal betrat ich isländischen Boden in Akyreiri. Und mir verschlug es sofort den Atem!
Da liegt die kleine Stadt vor einem und rechts und links davon ist… Landschaft. Unverbaute, unendliche Landschaft.
Der Himmel war strahlend blau, es waren 16°C angezeigt und wir hatten uns in unsere Winterjacken gemummelt, nur um sie 5 Minuten später zu öffnen: 16° in Island sind nicht vergleichbar mit 16° auf dem Kontinent… es fühlte sich an, wie ein warmer Frühlingstag und tatsächlich saßen wir wenig später auf der Terrasse eines Cafés.

Der Eindruck dieser wunderbaren Landschaft verstärkte sich später noch, als wir die sogenannten „Golden Circle Tour“ machten. Dabei ging es von Reykjavik im Bus erst zum „Thingvellir“, dann zum Gulfoss Wasserfall und zum Abschluß zu den Geysiren.

Auf dem Weg zum Thingvellir, dem Freiluftparlament der Isländer, kamen wir an der Stelle vorbei, wo die Europäische und die Amerikanische Kontinentalplatten aufeinander treffen, bzW auseinander driften.
Der Weg zum Thingvellir ist ein schmaler Pfad, der zwischen ca 5m hohen, schwarzen Felswänden auf die Ebene führt. Während ich mit Scharen von Touristen hinunter wandere, stelle ich mir vor, wie die Wikinger mit ihren Pferden diese Strecke entlang ritten und höre in meinem inneren Ohr das Klirren von Metall, das Klappern der Hufen und rauhe Stimmen rufen, bevor sich plötzlich -Aaaaah!- die Felsen zu einer weiten Ebene hin öffnen.
Wo jetzt nur Landschaft ist, lagerten damals alle Isländer. Der Thing war einmal im Jahr ihre Versammlung, hier wurde Recht gesprochen – man kannte damals noch kein geschriebenes Gesetz, am Anfang der Versammlung sagte der gewählte Richter, unterstützt von 2 Helfern, alle Gesetze auf, vermutlich stand er dabei -wie alle Redner- mit dem Rücken zur Ebene und sprach gegen eine Felswand, die dann seine Stimme reflektierte.
Hier wurden aber auch Ehen geschlossen und alle wichtigen Dinge des sozialen Miteinanders geregelt.
Tatsächlich fand hier auch eine Versammlung statt, als die Isländer ihre Unabhängigkeit beschlossen. Sie taten dies mitten in den Kriegswirren des Jahres 1944, als sich auf dem Festland niemand so recht für Island interessierte, aber sie blieben bis heute unabhängig. Nur das Parlament befindet sich mittler Weile unter „Dach und Fach“ in Reykjavik.

Der Weg zum Gulfoss Wasserfall führt uns mitten durch die Landschaft, die ich – als erklärter Vulkanlandschafts-Fan – hochgradig spannend finde: wie alle Vulkanlandschaften (?) ist sie wellig, die Berge werfen sanfte Falten, manche sind mit Lavastaub bedeckt und schwarz, manche sind moosbewachsen. Dieses Moosgrün marmoriert in mindestens 7 verschiedenen Schattierungen das Ockerbraun.
Die Flüsse und Seen sind tiefdunkelblau, es gibt karstige Lavafelder, die mit schwefelgelben Flechten überwachsen sind und weite, weite grüne Ebenen.
Es ist eine „Herr der Ringe“-Landschaft und ich erwarte jederzeit berittene Armeen über die Hügel galoppieren zu sehen, stattdessen grasen überall Islandpferde und Schafe… ich traue mich nicht, die Augen zu schließen, aus Angst etwas zu verpassen.

Der Gulfoss Wasserfall ist unglaublich beeindruckend. Zunächst sieht man nichts. Lauter flache Landschaft, dann plötzlich ein Schnitt, eine Schlucht, ein Fluß und da tobt er! Nicht besonders hoch, aber breit, gewaltig und laut.
In der aufwirbelnden Gischt Regenbögen.

Die Geysire müssen sein, schließlich wird Erdwärme schon lange von den Isländern genutzt. Über dreiviertel der isländischen Haushalte heizt mit Wärme aus Thermalenergie. Das Spektakel am Geysirfeld: ein kleiner See, knapp 2m Durchmesser, langsam bildet sich in der Mitte eine Blase, die langsam größer wird und dann plötzlich Pawammm! schießt eine Wassersäule in die Höhe!

Im langsam schwindenden Licht geht es zurück nach Reykjavik und ich bin erfüllt von Eindrücken und sicher: hier will ich noch einmal länger hin!